Mobilitätswende ohne Vision
Leserbrief Karsten Daugill, Darmstädter Echo
„2023 und wir denken Mobilität immer noch nicht verantwortlichkeitsübergreifend, ganzheitlich und barrierefrei. Da konzentrieren sich in Darmstadt die meisten und größten Arbeitgeber Südhessens; die Stadt erträgt tapfer den innerstädtischen Verkehr und den Pendlerverkehr der umliegenden Landkreise und wird dafür mit dem fünften Platz unter den staureichsten Städten Deutschlands belohnt. Die Autos bewegen sich mit 26 km/h durch die Stadt. Die Verkehrsteilnehmer:Innen leben mit einem Zeitverlust von 47 Stunden/Jahr. Und die geschätzten Gesamtkosten für Stadt und Unternehmen liegen bei 27 Mio €. Wo sind die sinnvollen und gemeinsamen Lösungen für die gesamte Region? Sprechen die Verantwortlichen nicht miteinander? Wir brauchen eine Verkehrswende, ganz dringend, sonst bekommen wir die Klimakrise nicht in den Griff. Weniger Auto, dafür mehr freiwillige und barrierefreie Mobilität mit leistungsstarkem ÖPNV, Rad oder zu Fuß. Immerhin baut Darmstadt spürbar das Radwegenetz aus. Das Radverkehrskonzept LaDaDi von 2018 hingegen findet keine Umsetzung, weil es an Planungskapazitäten fehlt. Neu sind Heinerliner und DaDiLiner, die die Anschlusslücken füllen. Gerade für Ältere. Nur warum, sind nicht alle Fahrzeuge grundsätzlich barrierefrei? Müssen wir tatsächlich immer noch über Barrierefreiheit diskutieren und damit auch leider über Diskriminierung? 2023! Zeitgleich kommt nun das Deutschlandticket. Ein Meilenstein der Verkehrspolitik. Endlich die Chance, Mobilität neu zu denken. Menschen ohne Auto bezahlbare Mobilität zu ermöglichen und Pendler:Innen die Chance zu bieten, auf das Auto zu verzichten. Man sollte meinen, ein Gewinn für alle. Los geht’s. Stattdessen liest man im Kreis vom bangen Blick in die Zukunft und der negativen Wirkung auf bestehende ÖPNV-Strecken. Wir müssen dringend über Marketing reden! Statt die Chancen für die Region zu sehen, werden Kosten hervorgehoben. Das Deutschlandticket ist eine Errungenschaft, die die dringend erforderliche Verkehrswende einläutet. Also lasst sie uns auch als solche annehmen und richtig gut gestalten! Es ist eine Chance, keine Bürde! Muss ich oder will ich Auto fahren? Die Frage sollte sich jede:r stellen. Individuelle Mobilität – das mögen wir. Es hilft nur leider nichts. Der Verkehrssektor verantwortet die höchsten klimaschädlichen Emissionen und verpasst gerade die Chance eines ganzheitlichen Ansatzes. Schade.“